Der Blitz sucht den kürzesten und stärksten Weg zur Erdung.
Ein User berichtet in einem Forum davon, dass der Blitz offensichtlich an der Abdichtung zwischen Rumpf und Kiel ausgetreten ist und dort das Dichtungsmaterial wegbrannte. Wassereinbruch war die Folge.
Wir gehen später nochmals darauf ein, aber es ist sehr wichtig, dass ihr euch im Gewitter NIE an der Reling anhaltet, NIE an der Takelage anhaltet und Kontakt zu leitenden Oberflächen am Schiff vermeidet!
Denn auch trotz allen möglichen Vorsorge- und Sicherheits-Massnahmen besteht immer LEBENSGEFAHR!
Elektronik durchgebrannt
Da GPS, Autopilot etc. auf Niederspannung arbeiten (12V bzw. 24V) wirkt sich diese massive Überspannung fatal aus (trotzdem es nur wenige Millisekunden sind).
Bei ausgeschalteten Geräten besteht die Wahrscheinlichkeit, dass diese durch die Unterbrecherstrecke überleben. Trotzdem kann auch hier durch Funkenüberschlag Schaden entstehen.
Klassische Charter-Yachten (GFK Rumpf)
Die Blitzableitung erfolgt hier über den kürzesten Weg von Einschlagsort (typischerweise der Mast) hin zum Wasser.
Wanten & Stage sollten daher eine direkte, leitende Verbindung zum (leitenden) Kiel haben bzw. einen soliden leitenden Kontakt ins Wasser.
Ist das der Fall, wird der Blitz ins Wasser abgeleitet und für das Schiff besteht RELATIV wenig Gefahr (für die Elektronik allerdings nach wie vor schon).
Stahl-/Aluminium-Schiffe
Segelschief-Improvisations-Tipps
Den Anker anschliessend mind. 1,5m ins Wasser hängen. Das Ganze VOR Beginn des Gewitters, sonst könntet ihr selbst der Blitzableiter werden.
Improvisations-Tipp 2: Es gibt Spezialklemmen, mit denen man dicke (d.h. mind. 6mm!!!) Kupferleitungen an den Wanten befestigen kann. Diese Kupferleitungen abisolieren und mind. 1,5m ins Wasser hängen lassen. Die Spezialklemmen gewährleisten eine starke Verbindung zwischen Wanten und Kupferkabeln. In diversen Foren werden Gutachter zitiert, die sagen, dass es mind. 1qm Kontaktfläche benötigt, um den Blitz abzuleiten. Das wird mit den Kupferdrähten so nicht erreicht und ist demnach auch keine Sicherheit für Schutz!
Segelschief Sicherheits-Tipps
Hier einige Tipps, wie ihr euch verhalten solltet im Falle eines Gewitters. Diese Tipps können nicht in jeder Situation umgesetzt werden. Wenn ihr unterwegs z.B. in ein Gewitter kommt wird es schwer bis unmöglich den Bordstrom komplett abzuschalten.
- Wenn möglich, das Schiff verlassen (und einen Kaffee trinken gehen). Alle mobile Elektronik (Tablet, Computer, GPS, Funkgerät etc.) mitnehmen!
- Alles an nicht mobiler Elektronik möglichst abklemmen und weg von den restlichen Leitungen bringen (z.B. in den Salon)
- Hauptschalter für den Bord-Strom ausschalten
- Während des Gewitters (wenn es unvermeidbar ist an Bord zu bleiben) möglichst unter Deck stehen bleiben (Faradayscher Käfig)
- Keine Wanten, Stage, Reling oder andere metallische Gegenstände an Bord berühren!!!
- Wenn ihr auf Fahrt unter Segel seid, Motor starten. Wenn der Blitz mal eingeschlagen hat und die Elektronik lahmgelegt ist, kann der Motor u.U. nicht mehr gestartet werden. Läuft er aber erstmal, dann stehen die Chancen gut, dass er weiterläuft wenn die Elektronik tot ist.
- Bei vorhandener Blitzschutzanlage regelmäßig und nicht erst während eines Gewitters kontrollieren, ob der Potentialausgleich (das heißt die Verbindung aller metallisch leitenden Einrichtungen an Bord mit dem Blitzableiter) in Ordnung ist!
- Die Füsse knapp nebeneinander auf den Boden stellen. Über die Schrittspannung können sonst ca. 50.000 Volt durch den Körper fliessen.
Fazit
Einen Blitzeinschlag an Bord eines (Segel-)Schiffes zu erleben möchte man mit allen Mitteln vermeiden.
Egal wie mans dreht und wendet, welche Schutzmassnahmen man ergreift, wie vorsichtig man ist: im Falle eines Einschlages ist alles möglich.
Von lediglich der Versengung der Kabel und Kontaktstellen (durch die der Blitz schlug) bis hin zum Schiffsbrand.
Am effektivsten in Bezug auf Blitzschutz sind Schiffe mit Stahl-oder Aluminiumrumpf, da sie die größte Kontaktfläche und den direktesten Weg von Einschlagsort zum Wasser bieten.
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