CHECK-IN bei Schiffsübergabe. Was ist wichtig? Welche Fehler passieren? Was kann man vergessen?

By Thomas Dengler 7 Jahren agoNo Comments

Jeder kennt sie, die eng beschriebenen Vordrucke, auf denen steht, was so alles zum CHECK-IN bei Schiffsübergabe gehört. Aber aufgepasst. Hier geht es nur darum ob etwas vorhanden ist oder nicht.

Viel wichtiger ob alle Gläser, Messer oder Handtücher vorhanden sind, ist der Zustand all der angeführten Punkte.

Schon mal beim Check-in das Getriebeöl kontrolliert? Aha, aber beim Check-out kommt dann der Stützpunktmitarbeiter, sieht nach und – „Hallo, da ist ja Wasser im Getriebe!“
Das muss repariert werden (inkl. Kranung des Schiffes). Und schon ist die Kaution futsch.

Wir mussten feststellen, dass sich die Vercharterer in letzter Zeit immer mehr wirre Dinge einfallen lassen, die sie auf unsere Kosten reparieren lassen wollten. Vor allem dann, wenn die Kaution auch noch versichert ist.
Z.B. Wasser im Getriebe (das nachweislich schon vorher da war), abgebrochene Scharniere (die nachweislich schon vorher defekt waren), Dellen und Kats rund um das Ankergeschirr (nachweislich schon vor Antritt des Charters vorhanden) uvm.

Daher gilt es, alle Schäden auch foto- und videotechnisch zu dokumentieren. Worauf du genau achten musst, findest du im folgenden Artikel:

 

UNTERSCHIFF

Es ist ja ganz nett, wenn du zurückkommst und der Taucher stellt fest: „Sie sind auf Grund gelaufen!“. Ach ja, bei der Schiffsübergabe hat das niemand überprüft! Da hilft eine Unterwasserkamera an einem langen Stock, und schon kannst du, ohne in das meist nicht so tolle Hafenbecken einzutauchen, einen Beweisfilm erstellen, ob Kiel und Ruder in Ordnung sind.

Alle Seeventile einmal öffnen und wieder schließen gibt dir die Sicherheit, dass sie 1. funktionieren und 2. nicht abreißen (bei der ersten Ausfahrt passiert = 1 Tag im Trockendock)

In der Bilge muss es bei der Schiffsübergabe trocken sein. Aussagen wie: „Das ist Restwasser von der Reinigung.“ gelten nicht.
Ist es Seewasser (einfach den Finger rein und ablecken), gibt es ein Leck im Schiff. Was fatale Folgen haben kann. Es kann aber auch sein, dass Undichtigkeiten zwischen Deck und Rumpf entstanden sind, sodass z.B. beim Eintauchen in die Wellen Meerwasser herein gedrückt wird. Kann sehr unangenehm sein, wenn das Wasser innen an der Bordwand herunterläuft und Koje und Matratzen nass werden. Hier kann man mit dem Schlauch entlang der Deckskante spritzen und schauen ob es dicht ist.
Ist es Süßwasser, kann die Bordwasseranlage undicht sein. Leicht festzustellen wenn du darauf achtest, dass sich die Druckpumpe nicht einschaltet solange kein Wasser entnommen wird. Z.B. im Zeitraum der Schiffsübergabe darf sie sich nicht einschalten.
Ist die Anlage dicht. kommt das Wasser wahrscheinlich von undichten Luken. Alle einmal zumachen und das Schiff gut ‚einwässern‘.

Speedometer herausnehmen (oder herausnehmen lassen) und nachsehen, ob es verwachsen ist.

UNTER DECK

Begeben wir uns kurz in die Kombüse, da kontrolliere ich eigentlich nur  den Herd auf seine Funktionen: Schalter (auch bei kleiner Flamme soll das Feuer nicht ausgehen), Sicherheitsabschaltung (Flamme ausblasen, Gaszufuhr muss unterbrochen werden), Schlauch zwischen Bordwand und Herd auf Sprödigkeit prüfen.
Funktion des Absperrhahnes sicherstellen (Flamme anzünden und Gashaupthahn schließen, jetzt muss die Flamme ausgehen). Piezozünder, wenn vorhanden, sollte auch zünden.

Probieren Sie alle Türgriffe aus und ziehen Sie auch daran. Nicht nur einmal flog uns der Türgriff entgegen, wenn wir daran zogen…

AN DECK

Lässt sich die Travellerschiene leicht bewegen (wenn vorhanden) oder fehlen schon Kugeln? Bei der ersten Belastung würde die Halterung aus der Schiene springen und die restlichen Kugeln sich an Bord (oder Außerbords) verteilen. Und das knallt ganz schön, wenn die Großschot auf einmal freifliegt.

Sämtliche Winschen auf Funktionalität testen.
Alle Umlenkrollen auf Risse prüfen.
Hängt die Reling durch? Wenn ja, prüfen, ob sie noch ordentlich in ihren Schraubspannern hängt oder Gefahr besteht, dass sie sich daraus komplett löst und ins Wasser fliegt. Verlangen Sie, dass die Reling noch ordentlich gespannt wird. Das gibt Stabilität, wenn man sich anhalten muss bzw. hängen die Fender besser.

Wichtig: Relingstützen! Einmal an allen Relingstützen wackeln und prüfen, ob sie gut verankert sind. Wir hatten bei einem neuen Schiff, das nur 1 Saison gelaufen war, lockere Relingstützen.

Beiboot: Gibt es Ruder? Passen die Ruder zum Beiboot? Funktionieren die Halterungen für die Ruder am Beiboot?

Bimini & Sprayhood: gibt es Risse und Löcher im Bimini? Sind die Reissverschlüsse an der Sprayhood ausgerissen?

Funktioniert der Klappmechanismus des Cockpittisches?

ELEKTRIK

Die Kontrolle der Elektrik erschöpft sich meistens im Erklären des Schaltpaneels. Wichtig ist, dass alles, auch die Beleuchtung, auf die Funktion überprüft wird. Selbst wenn man keinen Nachttörn plant, kann man trotzdem in die Situation kommen wo man sie braucht, und dann soll sie auch funktionieren.

Nachfragen und bei der Schiffsübergabe notieren (man vergisst es leicht) wo Sicherungen, Batterieschalter, Hauptschalter etc. sind.
Nichts ist blöder, als wenn beim Ankern die Sicherung der Ankerwinsch fällt, und du erst suchen musst, wo sie sich befindet.
Funktioniert der Schwimmschalter für die Bilgepumpe? Pumpt sie auch? Kühlt der Kühlschrank oder macht er nur Lärm?

Sind die Batterien ok? Werden sie geladen? Auch wenn kein Landstrom angesteckt ist (Motor)? Dazu einfach Landstrom während des Check-ins abstecken und am Paneel die Spannung der Batterien kontrollieren.
Am Schluss des Check-ins dann nochmals die Ladung kontrollieren. Die Ladung sollte sich in dieser Zeit NIE um mehr als 0,5V ändern und generell nicht unter 13V gehen!

Gibt es Ersatzlampen? Gibt es Ersatzsicherungen? Heizt der Boiler auch mit Strom oder (leicht festzustellen, wenn der Motor nicht gelaufen ist und es kommt trotzdem warmes Wasser).

Die Funktion der Instrumente kann ich zum Teil im Hafen überprüfen (Windmessanlage, Autopilot, Echolot). Bei der Logge ist es nicht ganz so einfach. Eine Möglichkeit ist: den Motor starten, Rückwärtsgang einlegen und etwas Gas geben. Die entstehende Strömung sollte die Logge nun zum Ausschlag bringen. Wenn nicht, hilft nur den Geber ausbauen und reinigen…

ANKERN

Das bei der Schiffsübergabe die Ankerwinch überprüft wird, ist ja eine Selbstverständlichkeit. Jedoch verabsäumen viele zu kontrollieren, ob die Kette am Ende auch am Schiff befestigt ist. Und zwar so, dass die Kette nicht über die Kettennuss laufen kann. Ruhig mal in der Marina die ganze Kette auslaufen lassen (dabei gleich probieren ob sich die Kettenbremse öffen läßt). Passiert das in der Bucht bei 25m Tiefe, hat man ziemlich ein Problem….

Sieh dir auch den Rumpf rund um den Anker gut an! Kratzer, Dellen und Löcher(!) sind hier relativ häufig zu finden.

SEGEL & TAKELAGE

Fallen, Schoten und die ganze Takelage sollte auf Abnützung oder Funktion überprüft werden. Dazu gehört auch, sämtliche Rollen ansehen, ob sie noch alle ‚rund‘ laufen oder schon stecken und einseitig abgenützt oder eingekerbt sind.

Und die Segel? Steht das Schiff im Wind, werden sie selbstverständlich ausgerollt oder aufgezogen. Dabei überprüfst du gleichzeitig die Funktion der Reffanlagen und siehst, in welchem Zustand die Segel sind. Ist das nicht möglich dann gleich nach der ersten Ausfahrt nach der Schiffsübergabe, egal ob Wind oder nicht, die Segel setzen. Ist etwas nicht in Ordnung gleich wieder zurück in die Marina und reklamieren.

 

Categories:
  Allgemein, Schiffsübergabe
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